Die Unbeschwerte Last der Kindheit

Der Jänner des Jahres 1953 brachte eisige Kälte und eine harte Zeit für die Familie von Arnold, genannt Arni, in Wels. Es war eine Zeit des Wiederaufbaus nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg, und die Menschen kämpften darum, ihre Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Arnolds Eltern waren arm, und in dieser Zeit war das Wichtigste neben dem täglichen Überlebenskampf das Besorgen von Essen.

Arnis Vater, Arnold, war ein überzeugter Atheist, der in organisatorischer Tätigkeit am Autobahnbau und Kraftwerksbau arbeitete. Seine Arbeit erforderte von ihm, dass er nur alle 14 Tage nach Hause zurückkehren konnte. Arnolds Mutter hingegen war eine Hausfrau, die sich um den Haushalt und ihre Familie kümmerte. Sie alle lebten zu Beginn zu viert in einem bescheidenen, selbstgebauten 2-Zimmer-Häuschen, das sie mit Arnolds mütterlicherseits Großvater „Frantisek“ und Großmutter „Maria“ teilten. Der Zusammenzug von drei Generationen unter einem Dach war eine Herausforderung, und Streitigkeiten waren vorprogrammiert.

Die Wurzeln von Arnolds Großeltern väterlicherseits waren ihm unbekannt. Er kannte sie nicht und wusste wenig über seine Herkunft. Andreas, sein Großvater, stammte aus Piedcolle/Podbrdo in Italien/Slovenien, und seine Großmutter Maria wurde im Mölltal geboren. Diese ferne Verbindung zu seinen Wurzeln sollte später in seinem Leben eine Rolle spielen, als er nach ihnen suchen würde, um seine Identität zu verstehen.

Von klein auf wurde Arni vermittelt, dass er kein schönes Kind sei, auch nicht sonderlich gescheit und unmusikalisch. Es war eine harte Bürde für ein junges Kind, mit einem solchen Mangel an Selbstvertrauen aufzuwachsen. Die schmerzlichen Worte und die Abwertung hinterließen Spuren, die ihn in seinem Leben begleiteten. In der Schule hatte Arni Schwierigkeiten, sich zu engagieren, und seine Leistungen waren bestenfalls mittelmäßig. Dies machte ihn zur Zielscheibe für Mobbing, und er musste die schmerzhafte Erfahrung machen, dass er sich den Anforderungen des schulischen Systems nicht gewachsen fühlte.

Als die Zeit gekommen war, das Gymnasium zu besuchen, brachte Arni den Mut auf, den Herausforderungen des höheren Bildungssystems zu begegnen. Doch der Druck und die Unsicherheit, die er in sich trug, erwiesen sich als zu schwer zu tragen. Nach der schriftlichen Prüfung, die er positiv hinter sich brachte, war es die Unwissenheit und Naivität, sich auch einer mündlichen Prüfung zu stellen und ging stattdessen einfach nach Hause. Es war ein Moment der Niederlage, der ihn bis heute verfolgte.

Trotz der dunklen Schatten, die seine Kindheit überlagerten, gab es auch Momente des Glücks und der Unbeschwertheit. Arni liebte es, draußen zu spielen und die Natur zu erkunden. Die malerische Umgebung von Wels bot zahlreiche Möglichkeiten, die Freiheit der Kindheit auszukosten. Die saftig-grünen Wiesen, die sich sanft unter seinen Füßen ausbreiteten, und die majestätischen Berge am Horizont waren wie eine Bühne für die Abenteuer seines jungen Lebens.

In diesen Augenblicken der Unbeschwertheit schienen die Lasten des Lebens vorübergehend zu schwinden. Doch sobald er wieder den Fuß über die Türschwelle seines bescheidenen Hauses setzte, wurde er daran erinnert, dass er anders war. Er war nicht gut genug, nicht schlau genug und nicht talentiert genug, um den Erwartungen der Welt gerecht zu werden.

Der Schmerz der Vergangenheit und die Ungewissheit der Zukunft begleiteten Arni auf seinem Weg ins Erwachsenenalter. Doch in ihm keimte eine leise Hoffnung, dass es mehr geben musste. Mehr, als das Leben ihm bisher gezeigt hatte. Die Suche nach seinem Platz in der Welt und der Wahrheit über seine Herkunft würde zu einer Reise werden, die sein ganzes Leben prägen sollte.

Und so begann für Arni das nächste Kapitel, das Kapitel der Selbstfindung und des Verstehens, das ihn auf eine Reise führen würde, die über die Grenzen von Wels hinausging und in die Tiefen seiner Seele reichte.

Eine Reise durch meine vielseitigen Interessen:

In meinem Leben habe ich mich oft als Abenteurer gefühlt, der viele verschiedene Pfade erkundet, ohne sich auf einen einzigen zu konzentrieren. Meine Interessen reichen von sportlichen Aktivitäten wie Tennis, Golf, Tischtennis, Wandern und Segeln bis hin zu beruflichen Erfahrungen als Feinmechaniker, Computertechniker, Bildhauer und Maler. Trotz meiner Neugier und Leidenschaft habe ich in keinem dieser Bereiche professionelle Meisterschaft erlangt. Doch gerade diese Vielfalt und der stetige Wechsel haben mir eine tiefere Wahrheit offenbart: Der Weg ist das Ziel.

Sport war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe die Präzision und Strategie des Tennis, die Ruhe und Finesse des Golfsports, die Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit im Tischtennis, die Naturverbundenheit und Ausdauer beim Wandern und die Freiheit und Herausforderung beim Segeln erlebt. Jeder dieser Sportarten hat mir auf ihre eigene Weise wertvolle Lektionen erteilt.

Im Tennis habe ich gelernt, dass Erfolg oft aus vielen kleinen, konsequenten Bemühungen besteht. Golf hat mir Geduld und Konzentration beigebracht, während Tischtennis meine Hand-Auge-Koordination und Reflexe geschärft hat. Wandern hat mich gelehrt, die Schönheit der Natur zu schätzen und meinen Geist zu beruhigen, und Segeln hat mir die Kraft der Elemente und die Bedeutung von Teamarbeit verdeutlicht.

Auch wenn ich in keiner dieser Sportarten professionell bin, habe ich durch sie bedeutende persönliche Fortschritte gemacht. Jede Aktivität hat mir neue Perspektiven eröffnet und meine körperliche und geistige Gesundheit gefördert.

Mein beruflicher Werdegang ist ebenso vielfältig wie meine sportlichen Interessen. Als Schlosser habe ich die Kunst des Metallhandwerks erlernt und ein tiefes Verständnis für Präzision und Technik entwickelt. Die Arbeit als Computertechniker hat mich in die Welt der digitalen Technologie eingeführt und mir gezeigt, wie wichtig Problemlösungsfähigkeiten sind. Die Bildhauerei und Malerei haben mir erlaubt, meine kreative Seite zu erkunden und mich künstlerisch auszudrücken.

Obwohl ich in keinem dieser Berufe zur Spitze aufgestiegen bin, habe ich dennoch wertvolle Fähigkeiten und Kenntnisse erworben. Die Erfahrungen, die ich in diesen verschiedenen Tätigkeiten gesammelt habe, haben mich gelehrt, flexibel zu sein und mich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Jede Rolle hat mich auf ihre eigene Weise geprägt und mir geholfen, ein facettenreicher Mensch zu werden.

Die Philosophie „Der Weg ist das Ziel“ hat mir in all meinen Interessen und Aktivitäten eine tiefere Bedeutung gegeben. Es geht nicht darum, in einem bestimmten Bereich hervorragende Leistungen zu erbringen oder professionelle Anerkennung zu erhalten. Vielmehr liegt der wahre Wert im Erleben des Weges selbst – in den Erfahrungen, die man sammelt, den Fähigkeiten, die man erwirbt, und den Erkenntnissen, die man gewinnt.

Durch meine vielfältigen Interessen habe ich gelernt, dass es nicht nur um das Erreichen eines bestimmten Ziels geht, sondern auch um die Freude und Erfüllung, die man auf dem Weg dorthin findet. Jeder Schritt, den ich gemacht habe, hat zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen und mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

In meinem Leben habe ich viele verschiedene Wege erkundet und dabei wertvolle Lektionen gelernt. Obwohl ich in keinem Bereich zum Experten geworden bin, habe ich durch meine vielfältigen Interessen und Erfahrungen ein reiches und erfülltes Leben geführt. Die Erkenntnis, dass der Weg selbst das Ziel ist, hat mir geholfen, die Freude am Tun zu schätzen und offen für neue Erfahrungen zu bleiben. Diese Philosophie hat mich gelehrt, dass das Leben eine Reise ist, und jeder Schritt auf diesem Weg ist von unschätzbarem Wert.

Der Tod meines Bruders

Mein Bruder Kurt wurde 1956 geboren, drei Jahre nach mir. Wir wuchsen gemeinsam in dem neu erbauten Haus unserer Eltern auf, das von der idyllischen Landschaft der Au hinter unserem Haus umgeben war. In dieser grünen, naturnahen Umgebung verbrachten wir viel Zeit miteinander, spielten und erlebten unsere Kindheit in unbeschwerter Harmonie. Kurt war von klein auf ein neugieriger, aufgeweckter Junge, der schon früh seine Begeisterung für das Handwerkliche zeigte.

Nach der Schule entschied sich Kurt für den Beruf des Kochs und Kellners. Er war handwerklich geschickt und hatte eine Leidenschaft für das Kochen, sodass ihm dieser Beruf wie auf den Leib geschneidert war. Mit 19 Jahren hatte er seine Lehre erfolgreich abgeschlossen und stand am Beginn seines Berufslebens. Er war voller Energie und hatte noch so viele Pläne für die Zukunft.

An einem Allerheiligentag, einem Tag, der uns als Familie immer in Erinnerung bleiben wird, kam es zu einer tragischen Wendung. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wollte Kurt noch an seinem Auto arbeiten. Er ging schon vor uns nach draußen, während wir anderen noch im Haus verweilten. Als ich ihm kurz darauf folgte, bot sich mir ein Bild, das mir bis heute nicht aus dem Kopf geht: Kurt lag am Boden, seine Lippen waren blau, und er rang nach Luft. Ohne zu zögern, begann ich mit Wiederbelebungsversuchen, während unsere Eltern sofort die Rettung verständigten. Doch mitten in meinen verzweifelten Bemühungen hörte er auf zu atmen. Es war ein Moment voll Ohnmacht und Schrecken.

Im Krankenhaus erfuhren wir schließlich, dass Kurt an einem Aneurysma litt, einer versteckten, unentdeckten Krankheit, die so plötzlich und unerwartet sein junges Leben beendete. Der Schock über seinen Tod war für uns alle unermesslich. Nur wenige Tage zuvor hatten wir unseren Großvater Frantisek zu Grabe getragen, und nun traf uns dieser zweite Verlust mit einer Härte, auf die niemand vorbereitet war.

Der Tod meines Bruders veränderte unsere Familie tiefgreifend. Mein Vater, der schon zuvor oft in sich gekehrt war, zog sich noch weiter in seine eigene Welt zurück. Die Stille, die er um sich verbreitete, war erdrückend. Meine Mutter hingegen wurde verbitterter, als sie es ohnehin schon war, und schien ihre Trauer und ihren Schmerz in Wut und Groll zu kanalisieren. Unsere Familie, die zuvor zwar nicht immer harmonisch, aber doch zusammengehalten hatte, zerbrach zunehmend unter der Last dieses tragischen Verlustes.

Es ist schwer, die Gefühle in Worte zu fassen, die ich damals erlebte. Es war ein Schmerz, der tief in meiner Seele verankert ist und mich bis heute begleitet. Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt eine Leere, die nie wirklich gefüllt werden kann.

Das andere Geschlecht

Eine sexuelle Erziehung gab es in meiner Kindheit nicht. Beim Klettern auf die Wäschestange als 8-Jähriger und die damit unbewusst verbundene Massage meines Penis wusste ich noch nicht, was es mit dem prickelnden Gefühl, das meinen Körper plötzlich durchströmte, auf sich hatte.

In einer kleinen Bienenhütte, versteckt hinter den blühenden Wiesen des Anwesens meiner Eltern, begann meine Reise in die Welt der Sexualität. Ein Freund aus unserem Ort und ich entdeckten gemeinsam die ersten zarten Berührungen. Doch während sich diese Momente in mein Gedächtnis einbrannten, fühlte ich eine wachsende Neugier und Anziehungskraft gegenüber dem anderen Geschlecht.

Meine erste Liebe war W. Sie war bezaubernd, und wir verbrachten unzählige Stunden gemeinsam. Unsere Urlaube waren ein Traum, und die gemeinsam verbrachte Freizeit schuf eine tiefe Bindung zwischen uns. Doch trotz dieser Nähe war ich nicht reif genug, meine Liebe in ihrer ganzen Tiefe weiterzugeben. Ich wusste nicht, wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte, und so blieb unsere Beziehung unausgesprochen in einer Schwebe.

Dann trat M. in mein Leben. Sie war sensibel und sprachlich gewandt, eine Frau mit einer faszinierenden Ausstrahlung. Ihre Worte „Die Sonne bringt es an den Tag“ hallten lange in mir nach, besonders weil sie oft daran zweifelte, schön zu sein. Doch für mich war sie atemberaubend. Unsere Liaison war intensiv und heimlich, da sie in einer festen Beziehung war. Wir kämpften uns durch schwierige Zeiten, stahlen uns gemeinsame Nächte in einem Gästezimmer auf einem Bauernhof im Mühlviertel. Diese Erlebnisse waren voller Leidenschaft und Unbeschwertheit.

Doch das Schicksal wollte es anders. Als ich M. einem Freund vorstellte, verriet er unsere Beziehung an W. Sie verließ mich und zog zu ihm. Auch M. ging, trotz ihrer Briefe, in denen sie von einem Kind mit mir und ihrem Lebensgefährten träumte.

In dieser turbulenten Zeit trat U. in mein Leben. Meine Eltern waren überglücklich, da sie eine Pädagogin war, intelligent und einfühlsam. Unsere Ehe brachte eine wunderhübsche Tochter zur Welt und schien zunächst der Hafen der Ruhe und Stabilität zu sein, den ich brauchte.

Doch mit 40 Jahren kam die verfluchte Midlife-Crisis. Ich verliebte mich Hals über Kopf in C., eine talentierte Künstlerin. Der Wandel in meinem Beruf als Computertechniker und der aufkommende PC-Markt ließen mich meinen bisherigen Lebensweg in Frage stellen. Ich entschloss mich, diesen Beruf an den Nagel zu hängen und begann, Bildhauerei zu studieren.

Mit C. erlebte ich eine künstlerische und emotionale Renaissance. Wir malten gemeinsam, gestalteten Kataloge und verkauften unsere Werke. Unsere Beziehung war geprägt von leidenschaftlichen Gedichten, liebevollen Blicken und unvergesslichen Momenten.

Doch die Leidenschaft hatte ihren Preis. Sowohl A., der Mann von C., als auch meine Frau U. fühlten sich zunehmend bedrängt von unserer intensiven Beziehung. Nach etwa vier Jahren, die voller Kreativität und Leidenschaft waren, endeten unsere Treffen. Es war eine schmerzliche, aber notwendige Entscheidung.

In all diesen Jahren lernte ich, dass das Leben und die Liebe komplex und oft widersprüchlich sind. Jede Beziehung, jede Begegnung brachte mich weiter auf meiner Reise, half mir, mich selbst besser zu verstehen und formte die Person, die ich heute bin. In der Kunst fand ich schließlich einen Ausdruck für all diese Erlebnisse, die Wunden und die Freuden, die mich zu dem machten, was ich bin: ein Bildhauer, ein Maler, ein Mann, der das Leben in all seinen Facetten zu lieben versucht.

Der Wunsch dazuzugehören

Die Frage nach dem Glauben und der Zugehörigkeit hat in meinem Leben eine zentrale Rolle gespielt. Mein Vater, selbst ein uneheliches Kind, wurde von seiner Mutter zu Zieheltern gegeben. Die schmerzhaften Erfahrungen seiner Kindheit und die ideologischen Täuschungen des Krieges prägten ihn tief. Nach dem Krieg war er bei seinen Zieheltern nicht mehr willkommen, was ihn zu einem überzeugten Atheisten machte. Er war nicht in der Lage, Zuneigung zu zeigen, was sich auch auf unsere familiären Beziehungen auswirkte. Ich erinnere mich daran, wie mir erklärt wurde, dass es nach dem Tod genauso sei wie vor der Geburt – eine Vorstellung, die mich zunächst beruhigte, aber auch viele Fragen offenließ.

Während meiner Pubertät begann ich, mich für das Transzendentale zu interessieren. In dieser Zeit lernte ich einige Arbeitskollegen kennen, die „wiedergeborene Christen“ waren. Sie ermutigten mich, mein Leben Jesus zu übergeben, und schilderten eindrucksvoll die Veränderungen, die dies in ihrem Leben bewirkt hatte. Trotz zahlreicher Versuche und intensiven Bemühungen verspürte ich jedoch keine spürbare Veränderung in meinem eigenen Leben.

Um dennoch dazuzugehören und Teil dieser Gemeinschaft zu sein, erklärte ich schließlich, ich sei nun auch Christ.

Mit zunehmendem Alter und der intensiveren Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen, insbesondere mit der katholischen Kirche, wuchs meine Skepsis. Die Machtstrukturen und teilweise kriminellen Verfehlungen innerhalb der Kirche stießen mich immer mehr ab. Schließlich trat ich aus der katholischen Kirche aus, da ich keine andere Religion als eine glaubhafte Alternative sah.

Heute zweifle ich an der Existenz Gottes und stelle mir oft die Frage, ob es etwas Übernatürliches gibt und wie dieses möglicherweise beschaffen sein könnte. Meine spirituelle Reise ist von Zweifeln und Unsicherheiten geprägt, aber auch von einem unermüdlichen Streben nach Wahrheit und einem tiefen Wunsch, zu verstehen, was jenseits unserer sichtbaren Welt existieren könnte.

Beruflicher Wandel – Der Künstler in mir

Die technischen Herausforderungen des Computerzeitalters und der Druck im Bankensektor trieben mich zu einem Wendepunkt in meiner beruflichen Laufbahn. Die Wochenenden waren für Umstellungen und Installationen reserviert, da Fehler am Montagmorgen verheerende Konsequenzen für den Geschäftsbetrieb hätten. Der Stress und die Verantwortung wurden unerträglich.

Der berufliche Wandel hin zur Bildhauerei eröffnete mir eine völlig neue Welt. Die kreative Freiheit und die Möglichkeit, meine innersten Gefühle in Kunstwerken auszudrücken, boten eine willkommene Abwechslung zur sterilen Welt der Technik. Ich begann, Kurse zu belegen, Ausstellungen zu besuchen und meine eigenen Werke zu schaffen.

Die Kunst wurde zu meinem Ventil, meinem Ausdrucksmittel, um die Komplexität meines Lebens zu verarbeiten. Jedes Werk erzählte eine Geschichte, reflektierte einen Teil meines Lebens und half mir, meine innere Zerrissenheit zu heilen. Ich entdeckte in mir eine neue Identität, die des Künstlers, der durch seine Werke kommuniziert und seine Erlebnisse in Farben und Formen einfängt.

Zwischen Computertechnik und Kunst – Der Kampf mit dem Alkohol

Das Berufsleben als Computertechniker war von Anfang an eine große Herausforderung. Besonders nervenaufreibend war es im Bankensektor, wo Computerumstellungen und Installationen ausschließlich an Wochenenden durchgeführt werden konnten. Es war unerlässlich, dass am Montagmorgen alles einwandfrei funktionierte, da jeder Fehler schwerwiegende Folgen für den Geschäftsbetrieb haben konnte. Diese enorme Verantwortung und der hohe Druck, unter dem ich arbeitete, ließen kaum Raum für Entspannung.

Nach einem harten Arbeitstag fand ich zunächst etwas Beruhigung in einem kleinen Feinkostladen in Linz, wo ich ein kleines Bier und ein Achterl Wein genoss. Doch bald stieg die Menge meines Konsums stetig an, und ich verlegte meinen Trinkort in eine Art Heurigen, der sich in der Nähe meines Wohnortes befand. Dies ermöglichte es mir, mehr zu trinken und gleichzeitig praktisch schon zu Hause zu sein.

Mit dem Einstieg in die Kunstszene und dem Beginn meines Studiums änderte sich mein Lebensstil drastisch. Nun hatte ich die Freiheit, schon am Vormittag Alkohol zu trinken. Der Alkohol wurde zu einem ständigen Begleiter, und ich trank jeden Tag, um meinen „Spiegel“ zu halten. In dieser Phase meines Lebens begannen mich Freunde und Bekannte auf meinen exzessiven Alkoholkonsum anzusprechen. Doch ich war überzeugt, dass ich alleine mit dem Aufhören zurechtkommen würde. Dies stellte sich jedoch als unmöglich heraus.

Die Situation eskalierte schließlich so weit, dass ich mich zu einem Aufenthalt in der Psychiatrie des Klinikums Wels entschloss. Der Entzug war eine fürchterliche Erfahrung, begleitet von Delirium Tremens. Insgesamt verbrachte ich 50 Tage in der Klinik, teilweise in der geschlossenen Abteilung. Anschließend folgte ein zweimonatiger Aufenthalt im Krankenhaus „De La Tour“, der mir helfen sollte, wieder Fuß zu fassen.

Dieser Punkt markierte den Beginn einer turbulenten Phase in meinem Leben, geprägt von Höhen und Tiefen, sowohl physisch als auch psychisch. Ich litt unter schweren Depressionen und kämpfte immer wieder mit Suizidgedanken. Zwei Jahre später folgte ein weiterer zweimonatiger Aufenthalt im Krankenhaus „De La Tour“.

Der Weg aus der Sucht erwies sich als steinig und voller Rückschläge. Doch trotz aller Schwierigkeiten begann ich langsam zu verstehen, dass ich professionelle Hilfe benötigte und dass es kein Zeichen von Schwäche ist, diese anzunehmen. Mein Kampf gegen den Alkohol war noch lange nicht vorbei, aber ich hatte den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, indem ich mich meiner Abhängigkeit stellte und Hilfe suchte. In dieser Zeit meiner  war es auch für U alles andere als einfach. Sie hätte allen Grund gehabt, das Handtuch zu werfen und mich zu verlassen, doch statt dessen stand sie mir zur Seite. Für ihre unerschütterliche Unterstützung und Geduld bin ich ihr unendlich dankbar. Ohne sie wäre es mir kaum gelungen, den Weg aus dieser schwierigen Phase zu finden.

Nachwort

Die Geschichte von Arnold, genannt Arni, ist eine Reise durch die Höhen und Tiefen eines Lebens, das von Selbstzweifeln, Suche nach Identität, und den Herausforderungen der modernen Welt geprägt ist. Arni’s Weg führte ihn durch eine Kindheit, in der er mit dem Gefühl der Minderwertigkeit kämpfte, über seine ersten Erfahrungen mit Liebe und Sexualität, hin zu seinem beruflichen Wandel und dem Kampf gegen die Sucht.

In der Auseinandersetzung mit seiner Herkunft und den komplexen Beziehungen zu seiner Familie fand er letztendlich einen Weg, seine inneren Dämonen zu konfrontieren. Die Kunst wurde sein Ausdrucksmittel, das ihm half, seine Erfahrungen und Gefühle zu verarbeiten und ein tieferes Verständnis seiner selbst zu erlangen. Auch seine spirituelle Suche, geprägt von Zweifeln und Unsicherheiten, spiegelte das menschliche Streben nach Zugehörigkeit und Sinn wider.

Arnolds Geschichte zeigt, dass das Leben oft nicht den geraden Weg geht, den wir uns erhoffen, sondern dass die Umwege und Herausforderungen uns formen und wachsen lassen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der trotz aller Widrigkeiten nicht aufgab und schließlich seinen eigenen Weg fand – in der Kunst, in der Auseinandersetzung mit seinen Wurzeln und in der Akzeptanz seiner eigenen Schwächen und Stärken.

Diese Erzählung ist ein Zeugnis dafür, dass es nie zu spät ist, sich selbst neu zu erfinden, seine eigenen Dämonen zu überwinden und inmitten von Chaos und Unsicherheit seinen eigenen Frieden zu finden.